Samstag, 5. Februar 2011

Hartmut Wedekind über Business Analysis

Am 4.2.2011 schrieb mir Hartmut Wedekind aus Darmstadt:

… ich habe gerade einen Aufsatz über "Business Rules" geschrieben. Ich trage den Inhalt in Avila im März vor. Meinen Sie, so etwas könnte in Ihrem Blog interessant sein? Ich glaube nicht. Denn "Rule Independence", das interessiert in Deutschland nicht. Und wenn das Wort "Philosophie" fällt, gehen die meisten laufen. Auf der BTW 11 in Kaiserslautern mit Herrn Plattner an der Spitze Anfang März redet kein Mensch darüber. Das B ist überhaupt tot. Es müsste (B=0) TW 11 heißen.

Die alte Informatik des Algol 60-Berichtes kennt den Wittgenstein noch. Man zitierte zumindest aus dem Tractatus: "Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen"

[Kommentar BD: Warum geben Sie mir nicht einfach die URL der Veröffentlichung, sofern oder sobald es sie gibt. Ich würde dann auf diese verweisen. Sie können sie auch später per Kommentar zu diesem Post bekanntgeben]

PS. Ich bereite gerade eine Neuauflage meiner Vorlesung im SS11 in Erlangen vor, Thema "Enterprise Modeling". Das ist nun bei 4 Stunden pro Woche alles drin, von UML über BPMN 2.0  bis hin zu J2EE, Hibernate und SOA etc. In Deutschland interessiert das Thema "Enterprise Modeling" niemanden. Meine ca. 30 Studenten sind schon meist aus Übersee. Wie kommt das? Ich weiß es nicht. Mit meinen nunmehr 75 Jahren kann mir das auch egal sein Ich mach das, was ich für richtig halte. Schau ich in die Publikationen im GI-Fachbereich stelle ich immer wieder fest: Das, was auch in der Wirtschaft von Interesse ist, bleibt außen vor. Die GI hat eigentlich komplett abgewirtschaftet.

[Kommentar BD: Den Ausdruck ‚abgewirtschaftet‘ finde ich nicht ganz richtig. Finanziell ging es der GI schon mal schlechter. Warum sagen wir nicht lieber, von der Wirtschaft abgewendet. Da könnte ich zustimmen]

PPS: Die Hälfte unseres Lebensablaufes besteht aus Regeln. Auf einer Konferenz in Washington im Oktober 2010 waren  etwa 1000 Teilnehmer, meist natürlich Business Analysts (BA-people), weniger IT-Leute. Die BA-Leute müssen ja erst arbeiten, damit die IT-Leute etwas zu arbeiten haben. BA geht IT voran und nicht umgekehrt. IT vor BA ist eine Selbsttäuschung.

Um sicher zu sein, dass ich ihn zitieren darf, frug ich zurück. Daraufhin bekam ich am 5.2.2011 die folgende Antwort:

Hier ist mein ok. Dass ich schlecht auf die GI zu sprechen bin, weiß man bei der GI. Und das als Fellow.

Mit meiner Missstimmung ging es eigentlich los, als das Thema "Informatik in der Schule" hoch kam. Höhepunkt waren dann die von der GI mit herausgegebenen  Bildungsstandards. Grausam, was da an ganz wichtiger Stelle geboten wird. Das Schlimme: Man diskutiert nicht und weiß alles besser. Da sind Dogmatiker am Werke, unverbesserliche. Les incorrigibles!

[Kommentar BD: Es sollen ja besonders die kontroversen Ansichten sein, die eine Diskussion beflügeln. Vielleicht fühlt sich einer meiner Leser angesprochen. Es wäre ja schade, wenn wir in fachlichen Fragen nicht mehr miteinander streiten könnten]

1 Kommentar:

  1. Was ist sprachbasierte Informatik?

    Meinen Sie denn, dass heutzutage ein deutscher Informatik-Professor dazu befähigt ist, das hervorragende Buch "Der Sprachverführer" von Thomas Steinfeld (Hanser 2010) mit Gewinn für sein Fach zu lesen?

    Ich glaube das nicht und halte diesen Umstand überdies für symptomatisch für die GI sowie für die Masse ihrer Mitglieder.

    Ich selbst bin da nach gut 30 Jahren Mitgliedschaft vor wenigen Wochen enttäuscht ausgetreten, dafür aber nicht aus der katholischen Kirche so wie Hartmut Wedekind.

    Mit besten Grüßen
    Erich Ortner

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