Donnerstag, 30. Januar 2014

Poesie der Generationen

Mit dem Ettikett Generation Y werden von Soziologen die Jugendlichen bezeichnet, die um die Jahrtausendwende im Teenager-Alter waren. Es sind dies die Geburtsjahrgänge etwa von 1985 bis 1992. Diese Altersgruppe gilt damit als die Nachfolger der Generation X (etwa 1967-1985). Davor gab es die Baby-Boomer (in Deutschland etwa 1955-1967, in den USA 10 Jahre früher).

Die Generation Y gilt als vergleichsweise gut ausgebildet und zeichnet sich durch eine 'technologie-affine Lebensweise'  aus, da es sich um die erste Generation handelt, die größtenteils in einem Umfeld von Internet und mobiler Kommunikation aufgewachsen ist. Sie sei optimistisch und selbstbewusst und hätte wenig Vertrauen in die Regierung. Sie konsumiere massiv elektronische Medien, sie ernähre sich einseitig und fühle sich von der gesellschaftlichen Teilhabe weitgehend ausgeschlossen. So ähnlich steht es bei Wikipedia. Das sind sicherlich Verallgemeinerungen, die von dem etwas auffallenden Benehmen Einzelner ausgehend auf eine ganze Altersgruppe übertragen wurden.

Ich benutzte das Wort Altersgruppe, weil man bei Generation eher an einen Zeitabschnitt denkt, der Eltern von Kindern abgrenzt, also rund 30 Jahre. Die digitalen Eingeborenen (engl. digital natives), die uns ja im Internet sagen, wo es lang geht, entstammen vorwiegend dieser Altersgruppe.
 
Julia Engelmann

Durch den SPIEGEL wurde ich diese Woche auf Julia Engelmann (Jahrgang 1992) aufmerksam. Die junge Schauspielerin hatte den Auftritt ihres Lebens im Mai 2013 in Bielefeld anlässlich eines Poetry Slams. Seither haben über 4,5 Millionen Besucher bei Youtube ihren Vortrag gehört. Wie der SPIEGEL schreibt, hat Frau Engelmann diesen phänomenalen Erfolg noch nicht verdaut. Sie ist seither nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten und schickt ihre Mutter vor. ‚Mit einem „Wir“ hat sie das Sprechermikrofon erkämpft. … Jetzt will sie nicht mal mehr „ich“ sagen‘ meint der SPIEGEL.

Julia Engelmann drückt mit ihrem Gedicht möglicherweise das Lebensgefühl ihrer Generation aus, wobei die Selbstverwirklichung eine zentrale Rolle spielt. Es reiche nicht gute Vorsätze zu haben. Man müsse auch selbst etwas tun, um sie umzusetzen. Um glücklich zu sein, müsse man auch mutig sein. Nur scheint das ihr selbst etwas schwer zu fallen.

Ihre Worte klingen – oberflächlich gesehen – klüger als die reine Fragerei, mit der Yuval Noah Harari (Jahrgang 1976), der Vertreter der Generation X, uns alle nur verunsichert. Bis er in das Pensionärsalter kommt, hat er hoffentlich einige brauchbare Antworten gefunden.

Generation Z

Meine Enkel gehören nicht zur Generation Y. Welchen Namen die Soziologen ihnen einmal verpassen werden, ist noch nicht heraus, vielleicht Generation Z. Das klingt sehr nach Ende einer Menschheitsperiode, was ihnen sicherlich nicht gefallen dürfte.

Meinen Enkel Marcus konnte ich bereits zweimal dazu überreden, in diesem Blog eine Kostprobe seiner Lyrik zur Verfügung zu stellen. Zu dem Video der Julia Engelmann gab er nachstehende fachmännische Bewertung ab.

Ich finde den Text sehr gut. Keine unnötigen Satzumstellungen, so dass dieser altertümlich klingt, nur um einen Reim zu erschleichen. Auch keine Zweckreime oder der gleichen. Das faszinierende ist auch, dass der Text klingt als würde er vorgelesen bzw. vorgetragen wie eine gewöhnliche Rede. Die Reime und Stilmittel stehen nicht so sehr im Vordergrund wie der Inhalt. Dieser ist auch sehr modern, was mir persönlich gefällt. Die Autorin wirkt dadurch eher wie eine Philosophie- statt eine Psychologie-Studentin. Dennoch frage ich mich, warum ausgerechnet dieser Text, bzw. dieses Video so einen Hype bekommen hat. Andere vom selben Kanal sind schließlich ebenbürtig.

PS: Ein Grund, der mich reizte, diesen Beitrag noch zu bringen, war die Möglichkeit, einen neuen Rekord (seit September 2012) aufzustellen. Das hier ist der zehnte Beitrag in diesem Monat. Ich verspreche, dass ich diesen Rekord selbst nicht so bald antasten werde.

1 Kommentar:

  1. Am 30.1.2014 schrieb Calvin Arnason aus Portland, Oregon:

    This message is almost always appropriate ... although "realization" (Verwirklichung) of its plea is not trivial - watching confetti fall to the ground as a youth, doesn't offer much substance for stories in old age. And curious (komisch), that she has stepped away from the stage lights after this. 

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