Freitag, 27. Februar 2015

Sommerschulen als Schnupperkurs

Als ehemaliger Austauschstudent werde ich immer wieder um Rat gefragt, wenn es um Studienaufenthalte im Ausland geht, speziell in den USA. Da ich weiß, dass für diese Fragen großes allgemeines Interesse besteht, stelle ich meine Auskünfte auch in diesen Blog. Meine Meinung zu der Frage, ob studieren und was, hatte ich schon vor drei Jahren zum Ausdruck gebracht. Eindrücke meines Studienaufenthalts an der Ohio State University sind in einem Gespräch mit einem Studienkollegen festgehalten, den ich im Herbst 2013 wiedertraf. Weitere Informationen sind in dem Beitrag über Ohio und den Mittleren Westen vom Juli 2012 enthalten.

Aufgrund meiner eigenen Erfahrung kann ich jedem jungen Menschen nur dazu raten, die Möglichkeit eines Auslandstudium wahrzunehmen. Da dies nicht das heutige Thema ist, will ich meine Argumente nur kurz erwähnen: Erweiterung des Weltbilds, besseres Verständnis für Deutschland und praktische Sprachkenntnisse. Da in Wirtschaft und Technik Englischkenntnisse unabdingbar sind, spricht alles für ein Studium im englisch-sprachigen Raum. Auch auf Zeitpunkt und Dauer des Aufenthalts will ich hier nicht näher eingehen. Ich will nämlich nur auf eine Form eingehen, die wegen ihrer Kürze sowohl vor als während des Studiums möglich ist, nämlich die Sommerschulen.

Sommerschulen (engl. summer schools) sind eine sehr beliebte und gebräuchliche Art, um in die englisch-sprachige Universitätswelt hineinzuriechen. Es sind in der Regel zwei- bis dreimonatige Aufenthalte auf dem Campus einer Universität. Die Aufnahmebedingungen sind einfacher als für ein Vollstudium. Voraussetzung ist lediglich das Abitur. Die Aufenthalte werden zentral von der Universitätsverwaltung organisiert. Die Kurse (Vorlesungen, Übungen) werden von den Fachbereichen durchgeführt. Die Sommerschulen werden einerseits als zusätzliche Einnahmequelle angesehen, andererseits als Werbung für das Vollstudium.

Obwohl es ‚summer schools‘ in Australien, England, Kanada und den USA gibt, würde ich den USA den Vorzug geben. Hier ist einfach das Angebot größer, ebenso die Nachfrage. Man trifft dort Leute aus der ganzen Welt. Wie weit der fachliche Kurs durch einen Sprachkurs ergänzt werden kann, variiert von Ort zu Ort. Von einem reinen Sprachstudium möchte ich abraten. Das ist vertane Zeit. 

Bei der Auswahl der Kurse sollte man an die ‚Credit points‘ denken, die es meistens gibt. Sie sollten für das spätere Studium relevant sein. Wer seine Zeit als Vorbereitung auf ein späteres Ingenieur- oder BWL-Studium nutzen will, für den könnten folgende Fächer von Interesse sein:

  • Economics: mehr Volks- als Betriebswirtschaft
  • Computer Science: Informatik, aber sehr theoretisch
  • Computer Engineering: die technisch-ausgerichtete Informatik
  • Communications and Networking: unsere Informationstechnik
  • Electronics and Electrical Engineering: unsere Elektrotechnik
  • Engineering Physics: unsere technische Physik
  • Media Technology: Medientechnik (Fernsehen, Kino)
  • Industrial Engineering: etwa unsere Fertigungstechnik
  • Information Systems: entspricht etwa unserer Wirtschaftsinformatik
  • Management Science and Engineering: unser Wirtschaftsingenieurwesen
  • Mechanical Engineering: unser Maschinenbau

Bei amerikanischen Unis gibt es bekanntlich sehr große Unterschiede bezüglich Qualität und Ruf. Es gibt sowohl sehr gute private wie staatliche Universitäten. Dafür gibt es keine Trennung in Universitäten und Fachhochschulen. Manche bieten nur den Bachelor aber keinen Master an. Bei den Sommerschulen fallen die Unterschiede in den Kosten weniger ins Gewicht als bei einem ganzjährigen Studienaufenthalt. Es folgt eine kurze Auswahl bekannter Universitäten, die für die oben erwähnten Studienrichtungen in Frage kommen: 
  • Gruppe A: Die Weltbesten (Ivy League): Stanford, UC Berkeley, MIT, Princeton, UCLA (Harvard, Yale und Cornell sind nur für nicht-technische Fächer interessant)
  • Gruppe B: Sehr gut (vergleichbar mit TU München und KIT Karlsruhe): Carnegie Mellon, U of Michigan, Georgia Tech, Caltech, U of Texas, U of Washington
  • Gruppe C: Gut (etwa wie Stuttgart oder Darmstadt): Ohio State, U of Colorado, U of Illinois, Purdue, UC Santa Barbara

Details des derzeitigen Angebots können auf der Homepage der jeweiligen Universität nachgelesen werden. Auch findet man im Internet den ein oder anderen Erfahrungsbericht über Sommerschulen. Man muss jedoch etwas suchen und darf nicht verallgemeinern. Sommerschulen müssen in der Regel selbst finanziert werden. Es gibt einzelne Förderer oder Stiftungen, die eine finanzielle Unterstützung für bestimmte Kurse anbieten. Die findet man auf der jeweiligen Homepage. Neben den Sommerschulen gibt es die ‚summer camps‘. Diese dienen eher der Unterhaltung als der Studienvorbereitung.

Ein Weg sich zu bewerben besteht darin, die Unis direkt anzuschreiben. Man kann aber auch akademische Reiseveranstalter involvieren. Beispiele sind DAAD, Fulbright, German Language School (GLS) oder Travelworks. Die GLS vermittelt z.B. Sommerkurse in Berkeley und an der UCLA. Auf ihrer Homepage findet man auch Erfahrungsberichte sowohl aus Berkeley wie aus Los Angeles. 

Für die Kurse im Zeitrahmen Juni bis September 2015 läuft die Bewerbungsfrist teilweise bereits. Es ist also schon jetzt höchste Zeit sich mit dem Thema zu befassen, will man für das Jahr 2015 einen Sommerkurs in Betracht ziehen.

Wie immer bin ich gerne bereit diese Information zu ergänzen, sofern mir Leser ihre Erfahrungen mitteilen.

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